< chainsaw massacre Wir kommen hier niemals lebend raus
Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre

Der ehemalige Werbefilmer Michael Bay drehte für den Produzenten Jerry Bruckheimer mehrere Filme wie „Bad Boys“, „Armageddon“, „Pearl Habor“ und „The Rock“. Nun hat er selbst eine Produktionsfirma gegründet, Platinum Dune, und gibt dem Regisseur Marcus Nispel, der bisher nur Werbespots und Musikvideos gemacht hat, die Möglichkeit seines Spielfilmdebüts. Die Geschichte wiederholt sich und so verwundert es nicht, wenn das erste Projekt ein Remake ist, das von „Texas Chainsaw Massacre“. Tobe Hooper drehte das Original 1974, sich berufend auf wirkliche Ereignisse. Der Film errang schnell Kultstatus und den Ruf, ein blutiger Gewaltfilm zu sein.
Aber gerade das habe sie nicht inspiriert, dasselbe Thema 2003 wieder zu spielen, sondern das Subtile im Original, der Horror, der in dem stecke, was nicht zu sehen sei. Man sieht heute zu Beginn ein Polizeivideo, das von einem ungelösten Verbrechen vor 30 Jahren berichtet, bei dem fünf Jugendliche Unaussprechliches durchmachen mussten und im nächsten Bild ist man dort vor 30 Jahren im Bus bei den fünfen. Wie im Werbespot ist es und es gibt unglaublich peinliche Dialoge übers Drogenkonsumieren und das Skynyrdkonzert, auf das sie sich freuen, unterwegs dahin. Dann nehmen sie eine Anhalterin mit und ab dem Punkt wünscht man sich, dass der Film schnell vorbei sein möge, nicht wegen der Splatterszenen, die es zwar auch gibt, sondern wegen der permanenten Angst, die man fortan um die Protagonisten hat, man will nur noch, dass sie da irgendwie rauskommen oder eine rasche Erlösung finden. Marcus Nispel bringt nicht Neues, aber alles zusammen, was da reingehört: einsame, verfallene Häuser, düstere Keller, vernebelte Wälder, diabolische, falsche Freunde, ungedeckte Rücken in Kühlräumen von Schlachtfabriken. Er weiß, wie man starke Frauen inszeniert: immer bauchfrei, beim Gehen folgt die Kamera sklavisch dem Po in Großaufnahme und niemals vergessen, die Sprinkleranlage einzuschalten oder ins Wasser zu fallen. Eine Welt, in der alle zusammen zum Bösen halten, in die ausweglos die Helden fallen. Es bleibt nur die Hoffnung, die zuletzt noch lebt, dass doch noch irgendwie irgendjemand da raus finden kann.
Man kann sich dem nicht entziehen, auch nicht durch den Satz „Horrorfilme interessieren mich nicht“. Deshalb die dringende Empfehlung nur an Freunde des Genres, sich in diesen Film zu setzen, die anderen werden es nicht ertragen. Die Freunde aber werden Glücksmomente erleben, welche sie vielleicht nur jedes Jahrzehnt einmal haben. Die Geschichte wiederholt sich nicht nur, sie wird besser.
 

Willibald Spatz
14. November 2003

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