Frodo glotzt uns an inmitten der Bilder,
die Peter Jackson auf die Leinwand klotzt. Bilder wie nie zuvor in dieser
Reihe, in diesem Kino - keine Frage, der letzte Teil der Herr der Ringe
- Trilogie ist der bildgewaltigste, der aufregendste und es ist schwer
sich ihm zu entziehen. Gleichzeitig drückt er seinen Vorgängern
das Verfallsdatum auf, denn was vor einem Jahr noch großartig war,
wirkt jetzt alt und müde. Fällt er sich nicht selbst in den Rücken
damit, heißt das nicht, dass alles, was hier versucht wird, uns in
einem Jahr langweilen wird? Wahrscheinlich.
Auch diesmal ist der beste Schauspieler
der Computer. Während allen nur erlaubt wurde in die Kamera
zu blicken, solange sie auf sie gerichtet ist, darf der Gollum spielen
mit seiner Mimik so wie's in den Filmen der letzten hundert Jahre altmodisch
die Mimen machten. Heutzutage beeindruckt das uns Deppen, aber man warte
mal bis das Standard ist.
Jetzt wird der Standpunkt schwer zu halten
sein, die James Bond-Reihe habe den Ost-West-Konflikt geschürt und
so vielleicht verlängert, genauso schwer wird zu behaupten sein, Herr
der Ringe, der Film viel mehr als das Buch, propagiere Krieg als Lösungsmittel,
aber dennoch wünscht man sich das ein oder andere Ereignis des vergehenden
Jahres ungeschehen oder nur mal weniger denken zu dürfen beim Betrachten
dieser heroischen Schlachtszenen. Da sind die zu tötenden Orks, ohne
Verstand, ohne Gewissen, da sind die Reiter von Rohan, die in den Kampf
gegen den gemeinsamen bösen Feind müssen, denn das Böse
gehört bekämpft, sonst vernichtet es einen und die Guten, zu
denen man ja auch gehört.
Man wird sich ihm nicht entziehen, dem
unintimsten Kinoereignis des keimenden Jahrhunderts, man wird dabei gewesen
sein beim finalen Kampf des Guten und man wir warten auf die Bilder des
nächsten Jahrs, wenn's wieder in die letzte Runde geht, noch atemberaubender,
noch unreflektierter und sich fragen, was man im Jahr 2003 toll fand an
dieser Schlichtheit. Heute aber - heute ist das super und bestimmt
das letzte Wort.
Willibald Spatz
2. Januar 2004