Und das Leben dreht sich wie ein große
Teetasse, und es bleibt stehen, und was vorher dort war, ist nun gegenüber.
Kinder werden erwachsen, Greise kindisch. Leben.
Eine Konstellation, die ganz nett klingt,
nämlich ein verwöhntes Görchen am 22. Geburtstag immer noch
zu unreif, der der verstorbene Vater und Rockstar ein Glamourdasein hinterlassen
hat. Daneben eine Neunjährige, viel zu erwachsen, der Vater im Kindernebenzimmer
im Koma vegetierend, die Mutter eine erfolgreiche Rockmusikproduzentin
mit wenig Zeit. Wenn man die beiden nun zusammenbringt, zum Beispiel, indem
die Rockstarmillionen wegbetrogen sind und Molly nun der kleinen Ray Kindermädchen
sein muss, da prallen Welten aufeinander, zickige, und man kann nur hoffen,
das im Lauf der Zeit respektive des Films jede etwas von der anderen annimmt,
sonst kann das nicht gut enden.
Außerdem ist Molly verliebt, in
den „poetischen Rock’n’Roll-Sexgott“ Neal. So nennt sie ihn. Der Mann selbst
hat sich Askese geschworen, keine Frauen, kein Alkohol, nur streng Musik
machen bis zum Erfolg und dann mal sehen. Brittany Murphy als Molly ist
ein schwer aufhaltbares Geschoss, kommt sie erst einmal auf einen Mann
zu, der mönchisch zu leben versucht, aber Neal kommt wieder zu sich
und vollendet Mollys Unglück, zunächst sie verlassend, später
als er die Regeln des Business versteht, auch dadurch dass er sich mit
Roma Schleine einlässt. Rays Mutter, eine auffallend jung und gutaussehende
Heather Locklear.
Uptown Girls ist eine Komödie und
will auch etwas Versöhnung stiftend zwischen die Menschen fahren.
Michael Ballhaus fängt die unwichtige Sache in zum Teil schönen
Bildern ein und das Drehbuch kommt von Julia Dahl, Mo Ogrodnik und Lisa
Davidovitz, also keinem Mann der Welt ist vorzuwerfen, er suhle sich in
frauenverachtender Ignoranz, auch nicht Regisseur Boaz Atkin.
Wie sich dazu verhalten? Achselzuckend
weitergehen, ein bisschen verachten? Kann denn Harmlosigkeit Sünde
sein? Hier wird ja dennoch was behauptet. Die Welt, so wie sie in diesem
Film ist, bewegt sich kontinuierlich aus dem Chaos zu einem Zustand der
Ordnung, der guten. Kein Mensch handelt böswillig dagegen, sondern
nur, weil er das System noch nicht verstanden hat, seinen Teil noch nicht
begriffen hat, den er beizutragen hat. Ist es denn so abwegig heutzutage,
den Menschen die Fähigkeit zur Besserung zuzugestehen? Und dazu als
Belohnung eine bessere Gesellschaft in Aussicht zu stellen? Das kann vereinfacht
sein, sich aber immer damit entschuldigen, ein Film und damit nicht verpflichtet
zu sein, das ganze Programm durchzumachen vom Himmel durch die Welt zur
Hölle. Da sind die Träumer am Werk und die kommen mit den Füßen
auf die Erde zurück, wenn sie von den Kinosesseln aus laut ausgelacht
werden.
Willibald Spatz
24. Januar 2004