Der Schmerz verschwindet mit der Erinnerung
an sie. Joels Freundin Clementine hat ihn nicht nur verlassen, sondern
sich auch alles im Gedächtnis, was mit ihm verbunden war, entfernen
lassen mithilfe einer neuen Methode. Er hätte das gar nicht erfahren
sollen, sondern sich nur wundern, warum sie ihn von einen Tag auf den anderen
nicht mehr erkennt und einen Jüngeren hat. Aber da er nun durch eine
Unachtsamkeit eines Freundes die Wahrheit kennt, will er sich die dumme
Geschichte aus dem Kopf machen lassen. Mitten im Prozess erkennt er aber,
dass es mit seiner Liebe alles andere als vorbei ist. Eine wilde Jagd durch
seine Erinnerung setzt ein, nur um die Frau nicht völlig zu verlieren.
Eine originelle Idee steht am Ursprung
von Vergiss mein nicht, die Charlie Kaufmann zu einem geschickt konstruierten
Drehbuch ausgearbeitet und Michel Gondry raffiniert umgesetzt hat. Der
Film besteht aus einem permanenten Springen zwischen der Erinnerung und
Phantasie Joels und dem realen Vorgang der Löschung eines Teils einer
Erinnerungen. Das geschieht in seiner Wohnung durch einen Techniker, der
nebenbei eine Party feiert, was zusätzlich auf Joels Wahrnehmung einwirkt.
Dieses Durcheinander, das virtuos ineinander geschnitten ist und sich gelegentlich
das Wasser abgräbt, indem es sich die Erwartung auf die nächste
Wendung selbst zu hoch schraubt, wird zum Ende zwar entwirrt, aber so,
dass der Zuschauer im Sessel oder im Foyer einige Augenblicke braucht,
um festzustellen, dass das, was er da gesehen hat, durchaus Hand und Fuß
hat.
Erlebt er da auch noch einen Jim Carrey
als Joel, der überraschend ruhig und introvertiert ist und nur die
Sau rauslässt, wenn er zum Beispiel in der Erinnerung ein Vierjähriger
ist und die Tante Clementine unter den Tisch zu ihm krabbeln muss. Dagegen
ist Kate Winslet als Clementine schön, aber auch erfrischend frech.
Witz und Intelligenz beweist der Film
nicht nur in der Besetzung. Dazu kommen noch einige Momente, die zu Herzen
gehen, weil sie so gut beobachtet sind: Wenn Joel feststellt, dass er Clementine
wirklich liebt unter der Bettdecke oder wenn sie ihn verlässt, nachdem
sie in sein Auto im Suff eine Delle gefahren hat. Das eine passiert im
Leben vor dem anderen, in der Erinnerung ist es umgekehrt, da muss man
mitdenken, wenn es um die Liebe geht.
START: 13. Mai 2004
Willibald Spatz
31. März 2004