Ins Meer fließendes Magma ist ein
Naturereignis, aber auch gefährlich. Das wissen die Bewohner Hawaiis,
und so ist ihnen ein Mann suspekt, der sich mitten dort hinein wagt. Der
heißt Matthias Wendt und hat eine typische Aussteigerbiographie:
Nach Kindheit in armen deutschen Verhältnissen und kurzer Karriere
bei IBM der Gang nach Amerika, der neuen Welt, in der er zuerst ein „elendes
Leben“ führte. Die Vulkane zogen sein Interesse auf sich, und nach
langer Beobachtung ist er jetzt mit 50 Jahren soweit, mitten durch die
Lava zu marschieren, aus ihr Kunstwerke zu formen oder einfach nur seine
Freunde aus der Unterwelt zu filmen.
Uta von Borries zeigt den Ungewöhnlichen
inmitten der Gefahr, im kochenden Meer, mit versengendem Turnschuh. Dabei
darf er viel erklären aus seinem Leben und seiner Philosophie, nur
nicht seine Tricks, denn Nachahmer braucht er nicht. Auch die anderen,
die sprechen, seine Lebensgefährtin, sein Vater und der Kommentator
führen seine Rede fort, haben offensichtlich die Meinung über
ihn von ihm bekommen.
Es entsteht der Eindruck, Wendt habe mit
Frau von Borries einen Film über sich gedreht, in dem nur vorkommt,
was er selbst zeigen will. Nur wenn er ausrutscht in der Lava und die nicht
lebensmüden Filmer so nah wie er an die Hitze kommen, wird klar, dass
das Verwirklichen seines Lebenstraumes auch nichts Aufregenderes war als
ein Tropfen Magma, der im Pazifik abkühlt. Dafür ist er glücklich
mit seinen Steinen. Und man hat geschmunzelt.
Willibald Spatz
5. Dezember 2003