Wir machen jetzt gemeinsame Sache, stecken
unter der gleichen Decke, sozusagen. Angefangen hat es ganz unspektakulär
klein: Ich hatte verloren, Startprobleme, war nicht richtig in Form, hatte
am Vortag auch schon gesoffen, Betriebsausflug.
Die Anderen waren auf dem Rücksitz
eingeschlafen, Kopf schön aus dem Fenster, weil ich brauche die Sauerei
nicht, ist schließlich mein Auto.
In der Zeitung stand, dass er am nächsten
Tag tot war. Auf so was achte ich schon. Querschnittsgelähmt finde
ich zu hart, aber wenn’s schnell rum ist, gut.
Rein rechtlich war ich gut gebaut – er
hatte kein Licht am Rad – trotzdem flackert Dir die Pumpe natürlich,
wenn der Typ an der Tür am nächsten Tag von „Kriminalpolizei“
redet. Ehrlich – ich schau schon immer, ob da noch einer rumsteht, bevor
ich draufdrücke. Es ist wie Russischroulette, und diesmal, dachte
ich mir, hat’s eben nicht Klick gemacht. Na ja, der Spieler lacht und zahlt.
So weit so gut. - Sag mal, das bleibt
schon unter uns. Ich meine, ich musste das unterschreiben, hab sonst einen
Haufen Ärger am Hals.
Die auf jeden Fall lösen so was jetzt
anders: Diesmal war’s ein Mörder. Eine tickende Zeitbombe. 13 Jahre
Gefängnis wegen Totschlags, und macht einfach die Fliege beim Freigang.
Ja, ehrlich! Wir hatten das Auto geortet. Ja. A3, Richtung Geiselwind.
Die Kollegen von der Verkehrsstreife machen die Autobahn zu. Stau und so
weiter. Ich hefte mich ihm an und – zack - , als er anhalten muss,
in ihn rein und aus die Maus. Elegant gelöst, und den Steuerzahler
hat es keinen Pfennig gekostet. Die brauchen Leute wie mich.
Ich habe das Rentnerehepaar, das es da
mit reingezogen hat, vorgestern im Krankenhaus besucht. Mit ihr sieht’s
schlecht aus, die kommt wahrscheinlich nicht mehr, aber er, netter Mann,
kann schon wieder ein bisschen reden, klar ist er noch durcheinander, verstehe
ich völlig, aber das wird wieder. – Wie spät ist es jetzt eigentlich?
Willibald Spatz
16. November 2003