Das Märchen geht so: Die jungen Leute
wollen heiraten, der Vater der Braut ist dagegen, doch am Schluss klappt’s.
Wichtig ist zweitens die Liebe und die Zufriedenheit und nicht das Geld.
Klingt banal, kinderleicht zu verstehen, aber zunächst, später
überhaupt nicht mehr zum Lachen: Der Bauer Fortunatus Wurzel braucht
ewig zum Begreifen und die Hilfe zahlreicher Geister und Feen.
Mit Schwung geht Franz Xaver Kroetz in
die Inszenierung des Wiener Volksstücks, lässt die Feen und Fabelwesen
antreten zur Exposition, die Guten. Sie verschwinden bis kurz vor dem lang
erwarteten Ende. Es wird bunt. Der gelbe Neid lässt den Bauern zum
Millionär werden, damit er seine Ziehtochter nicht an den armen Fischerbuben
verheiratet, was gut wäre, denn dann wäre auch die Mutter erlöst,
eine Fee, die was verbockt hat früher, irgendwie die Tochter an den
Sohn der Feenkönigin versprochen.
Klar wird auf jeden Fall schnell, dass,
wenn man die drei Stunden der Aufführung nicht an Langeweile sterben
will, der Schwerpunkt nicht darin liegen sollte, was passiert, sondern
wie. Und man fühlt sich eine Zeitlang ganz gut aufgehoben. Da sind
Szenen mit Kraft, mit Schaustelllust, zum Beispiel das dekadente Gastmahl
beim Bauer/Millionär, als der eine Partygast die Blumenvase gar nicht
mehr verlassen kann vor lauter Reinkotzen oder die Gläser an die Wand
knallen und die Gäste auf den Boden fallen in die Scherben. Da zischt’s.
Darauf noch der Auftritt der personifizierten Jugend mit Kindern zum Abschied
vom Bauern und der Auftritt des Hohen Alters, das die Läuterung von
Fortunatus Wurzel besiegelt, alles schön anzuschauen, spritzig. Auch
die operettenhaften Musikeinlagen erträglich. Die Musiker sind gut
verstaut auf der Bühne in Logen an der Seite, gelegentlich als Handlanger
ins Geschehen eingebaut.
Schnell erhärtet sich ein Verdacht,
nämlich dass alles nur eine Aneinanderreihung putziger Ideen ist,
in der Absicht zu unterhalten. Keine böse Sache, unterhalten zu wollen,
aber wenn der Zuschauer feststellt, dass er gar nicht mehr unerhalten werden
will, sondern lieber heim, denn da gibt es eine Kiste, die das professioneller
macht und einen Knopf zum Ausschalten hat, dann ist die Sache in der Hose
und das Ende furchtbar fern. Denn das Stück allein trägt nichts,
der Einfallsreichtum von Herrn Kroetz die Hälfte der Zeit und den
Rest die Gedanken, was man anstelle eines Theaters an dieser attraktiven
Stelle Münchens für Geschäfte haben könnte.
Willibald Spatz
3. März 2004