Sagt der Mann, der plötzlich auf dem
Platz sitzt, der eigentlich frei bleiben sollte, der Souffleur, dieser
Mann sagt „Kaufts ein Programmheft, sonst verstehts ihr nichts!“
Guter Mann, wir gehen oft ins Theater, doch nicht zum ersten Mal, die ständige
Reizüberflutung hat unserem Gehirn noch keinen Schaden angerichtet.
Wir wissen, was wir sehen: Zwei Schauspieler, die Geschichten da sehen,
wo wir sitzen und sie sehen, wie sie Geschichten sehen und uns erzählen,
kapiert? Beeindruckend, wie nichts passiert, was erzählt wird und
alles in unseren Köpfen entsteht durch die Macht der Agierenden. Ohne
zuviel verraten zu wollen, geht es um den Aufstieg und Fall des Möbelverkäufers
Maxi. Um die innere und äußere Vertikale deutlicher zu machen,
besteht das Bühnenbild aus einem aufgestellten Bett, das die bespielte
Welt ausmacht. Darum Vater und Tochter. Alles.
Auf der Skala eine solide 60, wobei bei
allem über 50 keiner keinen Euro mehr bereut, den er dafür ausgibt.
Je mehr einer von uns will, desto mehr kann er auch bekommen, das wissen
sie auch. Ein gutes Stück, mit guten Schauspielern gut inszeniert,
keine Experimente, kein Versuch, die Mauer vom Raum zu durchbrechen. Was
kann da schief gehen außer dem Bett und was kann daran falsch sein,
wir nehmen zufrieden unsere Affekte ungeputzt mit heim oder weiter in diesen
Abend, der gerade einen vielversprechenden Anfang gefunden hat.
Guter Mann, natürlich haben wir es
ihm noch abgekauft, das Programmheft, worin steht der Vater Hans Kramer,
die Tochter Julia Jentsch, die Regie Monika Gintersdorfer und das Bett
Christin Vahl. Keine Ahnung, was das dem Verständnis hilft, aber ihr
werdet’s schon wissen.
Willibald Spatz
10. November 2003