Bruno Jonas kann ein Musical inszenieren
Der Mann von La Mancha am Gärtnerplatztheater

Wenn ein Mann ein Lob bekommt, weil er eine Sache sehr gut gemacht hat, weil er was kann, ist es das Beste in dieser vergreisenden Gesellschaft, wenn er sich dann sofort umdreht, was ganz anderes probiert, solange bis er richtig bös hinfällt, sich sauber blamiert, am Ende daliegt wie ein Narr. Nur so kann er würdelos altern. Bruno Jonas hat es als Kabarettist zu etwas gebracht. Er hat praktisch alles bekommen, was er kriegen kann: den Scheibenwischer, den Barnabas, den Platz im Radio und einen fetten Namen. Nun musste eine Herausforderung an einem neuen Ufer sein: Musical inszenieren, spielen, alles selber machen, ausprobieren.
Staatstheater wie das am Münchner Gärtnerplatz sind Unterhaltungsinstitutionen, die in der Regel für nicht wenig öffentliches Geld Menschen engagiert haben, die nach langer Ausbildung ihren Beruf zur Freude des Publikums ausüben: sogenannte Sänger.
Mit denen durfte Bruno Jonas nun mittun, um Der Mann von La Mancha zu verwirklichen. Ein Musical von Dale Wassermann, Musik von Mitch Leigh, Liedtexte von Joe Darion, 1965 in New York uraufgeführt. Es erzählt die Geschichte von Cervantes erzählt die Geschichte von Don Quixote im Gefängnis seinen Mitgefangenen, um sich zu rechtfertigen. Am Ende stellt sich heraus, dass Liebe und Phantasie in dieser Welt besser sind als Herzlosigkeit und Gewalt. Also insgesamt inhaltlich schwer dagegen zu argumentieren.
Eine Treppe senkt sich auf die wirklich sehr schöne Bühne von Heinz Hauser. Sie führen den Regisseur in einer Doppelrolle als Cervantes und Don Quixote in den Kerker und eine seiner ersten Fragen ist, ob denn der Ackermann auch da sei. Das schmerzt. Wahrscheinlich hat Bruno Jonas gedacht, er würden von ihm auch hier tagespolitische Aufheiterungen erwartet. Er lässt es während der gesamten Aufführung nie mehr so richtig bleiben, was vielleicht gar nicht das Schlimmste ist. Es plätschert so brav bunt vor sich hin, die Schauspieler sagen schön steif ihren Text auf, treten auch immer richtig auf und ab, kaum Pannen passieren, also weit über Oberstufentheaterniveau. Es tut eigentlich vor allem Bruno Jonas weh. Wenn er "Reach the unreachable Stars" singt zum Beispiel, ist der Wunsch tausend Kilometer hoch, dass er sie jetzt endlich erreiche, die Sterne, die Frau, alles, was er will, nur endlich raus hier. Es gibt wenig zu erwarten, dafür viel abzusitzen: drei Stunden ohne Überraschungen.
Der andere Punkt wäre der mit dem Namen. Dass Bruno Jonas das Theater voll macht, zum Teil auch Publikum anspricht, das sonst nie diese Wände von Innen gesehen hätte, dass diese ständige Erklärungsnot, wozu denn Theater in einer heutigen Zeit, wo doch jeder Fernsehen hat, überhaupt sein muss, wenige Momente verschwindet, da die Bude keine Maus mehr aufnehmen könnte. Alles richtig, aber lieber mal abwarten, ob da einer noch mal kommt von denen, die hier zum ersten Mal in einem Staatstheater waren.

Willibald Spatz
27. Juni 2004

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