Die Situation ist ganz schön verwickelt:
Der Kleine von Henrí und Sonja will einen Keks und dafür nicht
schlafen. Dann kommen auch noch Hubért und Ines, von denen er durch
ein eingelegtes gutes Wort die Beförderung Henrís in die nächste
Gehaltsklasse bewirken könnte. Das Dumme ist nur, dass sie heute kommen
und eigentlich erst morgen erwartet werden. Da ist Ärger vorprogrammiert,
besonders wenn sich herausstellt, dass der Artikel, den Henrí sich
anschickt zu publizieren, gerade heute morgen von anderen gedruckt wurde
oder Hubért seine Hingezogenheit zu Sonja am eigenen Leib erfährt.
Das ist Yasmina Rezas Drei Mal Leben.
Aber es kann ja auch anders ablaufen.
Wenn Henrí viel selbstbewusster auftritt, muss er sich nicht vorwerfen
lassen von Sonja, er krieche Hubért nur in den Arsch oder die beiden
Männer spielen nach Besaufen mit der Rennbahn, die ihnen Bühnenbildner
Alexander Müller-Elmau rechts hingestellt hat.
Drei Mal dieselbe Szene, die so lebensentscheidend
ist für die beiden Paare, turbulent durchgemixt. Schon spannend mitzuraten,
wer jedes Mal die jeweiligen, sich wiederholenden Sätze zum Sagen
abkriegt. Gescheiter, man stört dabei die Zuschaueraufmerksamkeit
nur durch Kosmosprojektionen in den Umbaupausen und lässt ihn sonst
allein mit den Schauspielern und ihrem komödiantischen Talent, damit
die Leute wissen, wann sie lachen.
Ja, nett, aber was soll das? Lachen machen?
Das haut hin. Abgesehen davon, schreibt schließlich Yasmina Reza
tolle Stücke, oder?
Willibald Spatz
26. Februar 2004