Bumm Kawumm
Die Walküre im Nationaltheater

Der Ring ist eine recht geschlossene Gesellschaft. Die kommen gut mit sich allein aus, wenn es um Details im Leben geht wie Fortpflanzung. Trotzdem steht vor den Erfindern von Phantasiewelten immer die Frage, wie man sie sich vorzustellen hat, damit sie rund sind. Hier bleibt Wagner stumm. Was passiert da draußen, während Siegmund Sieglinde entgegentritt?
Regisseur D. Alden weiß eine Antwort, die sich aus dem Beginn des zweiten Aktes der Walküre herleitet, als die Walküren tote Helden für Walhalla bringen: Es ist Krieg, circa erster Welt-. Daher sind die Walküren Rotkreuzschwestern, die Verletzte und Leichen, Gummipuppen jedenfalls, mit sich rumtragen, mit ihnen tanzen, hojotoho. Wotan sitzt im Bunker, Siegmund und Sieglinde kommen auf ihrer Flucht aus der 50er-Jahre-Küche an einem zerbombten Haus zur Ruhe und – jetzt wird’s logisch – Brünnhilde tritt als Frackdomina mit Peitsche auf. Ihr Pferd ist übrigens ein rauchender Engel in Schwarz und Gasmaske.
Klar, Wagneropern passen hervorragend in die Faschingszeit, vierstündige Prunksitzungen mit Kostümwettbewerb, da darf man hier nicht maulen, wenn einer meint er müsse besonders originell sein. Wagners Musik ist ja so platt auf die Handlung gepresst, da könnte man Tierdokumentationen dazu zeigen und japanisch singen und es verstünde immer noch jeder, worum’s geht, ungefähr. Und im Nationaltheater einen Brennenden auf der Bühne und ein Flugzeug abstürzen zusehen, da dampft es gewaltig, keine Frage. Nur könnte man zu so großen Bildern halt auch Karl Moik spielen. Wäre wahrscheinlich sogar aufregender, musikalisch.

Willibald Spatz
2. Februar 2004

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