ein Volksschauspiel
in fünf Aufzügen
von Ernst Raupach

Der Müller und sein Kind

Das Volksdrama „Der Müller und sein Kind“, welches als einziges von Ernst Raupachs (1784-1852) etwa 100 Theaterstücken nicht in der Versenkung verschwunden ist, hat Tradition. Seit seiner Premiere 1830 in Berlin, wurde es im Wiener Volkstheater 70 Jahre lang, immer am Allerseelentag mit großem Erfolg gespielt. In München steht das Stück bis heute jedes Jahr im Spielplan des Volkstheaters. Es heißt, Karl Valentin habe keine der Aufführungen seines Lieblingsstücks versäumt und auf dem Heimweg, zu Tränen gerührt, die schönsten Passagen zitiert.
Marie (Silke Kleinschmidt), die Tochter des reichen Müllers Reimbold (Alexander Blühm) liebt Konrad (Thomas Hendel), den armen Mühlburschen, der Marie durch sein Flötenspiel bezaubert. Reimbold jedoch verbietet seiner Tochter den Kontakt zu Konrad. Stürbe der bereits todkranke Müller, könnte das Liebespaar heiraten. Auf der Suche nach Gewissheit begibt sich Konrad in der Christnacht auf den Friedhof, wo laut Volksmund, alle die im nächsten Jahr sterben, in die Friedhofskapelle einziehen. Konrad sieht schreckliche Dinge und flieht, nicht ohne zuvor unheilvolle Missverständnisse in die Welt gesetzt zu haben. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf…
Der anachronistischen Thematik, der Tragik, die auf der Bindung an Religion und Familie basiert, begegnet die märchenhaft gestaltete Inszenierung mit einem Augenzwinkern. Die Figuren sind comichaft überzeichnet, ihr Spiel ist abstrakt und streift zuweilen das Absurde. Im Zentrum steht dennoch  das Erzählen der Geschichte. Das Bühnenbild besteht größtenteils aus kurz aufleuchtenden und dann wieder verschwindenden Dias, welche  wie von Wilhelm Busch oder Rembrandt gezeichnete Räume suggerieren sollen. Für die musikalische Untermalung, die mal süßlich-kitschig, mal New-Wavig-blechern  sein wird, sorgt Tobias Christl.
Die Motivation, sich mit alten Volksstücken zu beschäftigen liegt darin, einem toten, belächelten Genre wieder frisches Leben einzuatmen. Jenseits der  krampfhaften Suche vieler zeitgenössischer Theaterschaffender nach neuen Formen, verspricht diese Inszenierung einen  Abend, der die Lust am Erzählen, Spielen und Gestalten, kurz: am Theater zelebriert. Ein modern inszeniertes Volksstück, das weder Komödienstadel ist, noch sich in pseudointelektuellen Ansprüchen oder platten Gegenwartsbezügen verstrickt.

Karin Müller-Fleischer


Stimmen:

Als ob Karl Valentin und F. Pilsner gemeinsam einen drauf machen - mit einem Unterschied: Raupach weiß, wo seine Grenzen sind.
Josef Reiber, Young Lifestyle

***

... eine entfesselte Sprache, ein magischer, innerer Seelenstriptease - so alt und so gut.
Brigitte Arnold, All Tomorrow's Parties
***

Laßts mer doch mei Ruh.
Leyhter Wejzmann, Le Cherì
***

[...] Ich habe ein Etablissement besucht, das hätte Euch auch gefallen: nur wunderschöne Mütter, die einen bedienen, die ganze Nacht. Das hat mich zu einem Stück inspiriert, "Der Müller und sein Kind", auch das dürfte Euch zusagen: Etwas zum Lachen und zum Weinen und der Teufel kommt darin vor. [...]
Ernst Raupach 1830 in einem Brief an F. Pilsner, der die Premiere des Stücks im Jahre 1830 leider nicht mehr erleben konnte, weil er sich bereits im Exil befand.
***

Di., 25. März 2003, 20.00 Uhr
Mi., 26. März 2003, 20.00 Uhr

Mi., 16. April. 2003, 20.00 Uhr

Mi., 23. April 2003, 20.00 Uhr
Do., 24. April 2003, 20.00 Uhr
Fr., 25. April 2003, 20.00 Uhr
Sa., 26. April 2003, 20.00 Uhr

Fr., 9. Mai 2003, 20.00 Uhr

im
Frankfurter Str. 87, Würzburg
 

mit
Nadine Antler
Konrad Aumann
Alexander Blühm
Luise Böge
Christine Dietrich
Nadine Even
Thomas Hendel
Silke Kleinschmidt
Thomas Riemensperger
Martina Walter

Ausstattung:
Stephan Braxmeier

Regieassistenz:
Karin Müller-Fleischer

Regie:
Willibald Spatz

Musik:
Tobias Christl

Probenbilder

Bilder von der Aufführung

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Kritik

Informationen:
Karten zu 7,-/11,- €; Reservierung: 0931/44545 oder per E-Mail: willispatz@web.de

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