Kapitel 17: Ein fröhliches Ende

"Freundinnen müßte man sein!" dachte sich Alexandra, als die wütende Tür hinter ihr wieder ins Schloß fiel. Pandarei war natürlich nicht gekommen, sie war auch nicht in ihrem Zimmer. Aber die Welt konnte ihr jetzt gestohlen bleiben. Wer bestimmte denn die Regeln? Sie brauchte niemanden, an den sie sich anlehnen mußte. Sie war eine autonome Zone. Außerdem, was gab es den Tragischeres als einen solchen Silvesterabend vor dem Fernseher zu verbringen, was Schöneres?

Das Programm war sehr vorwurfsvoll zusammengestellt, fand sie: zweitklassige amerikanische Actionfilme, prominente Köpfe, die eine bunte Mischung aus Humor und Show präsentierte für Leute, die nur eine Nase ins nächste Jahrtausend stecken wollten, um dann zu sterben; ein Serienspezial. Als sie schließlich eine Dokumentation über Riesenschildkröten auf den Galápagosinseln erwischte, brachen in ihr Dämme. Sie mußte jetzt raus, notfalls Schildkrötensuppe essen, dachte sie.

Wozu brauchte sie denn andere Menschen? Etwa eine Schulter, um sich anzulehnen? Sie wußte, daß sie darauf spucken konnte genauso wie sie sich darauf stürzen konnte und sie aussaugen bis auf den letzten blutigen Tropfen.

Auf der Straße wieder. Diese Blicke. Es war nun mal auffällig, alleine unterwegs zu sein in so einer

Nacht, das wußte sie auch.

Wohin? Ins Purple Haze. Man kann auch anders, kann das auch beweisen. Das nächste Jahrtausend wird sowieso alles ändern. Mit frischem Mut voran! Es war viel los, sie standen bis auf die Straße hinaus an. Das war nicht angenehm, schließlich war man nicht für draußen angezogen, zweimal nicht fürs Stehen. Das ist ja wie im Krieg! Die anderen konnten sich wenigstens unterhalten. Man selbst bekam nochmals Gelegenheit, sein Vorhaben zu überlegen. Das war schlecht, es war kein Vorhaben, über das man lange nachdenken konnte. Jedenfalls nicht, ohne gleich viel größere Dinge denken zu müssen.

Den größeren Zusammenhang, was die Welt im innersten zusammenhält und was man selbst damit zu tun hat. Das vergeht zwar wieder, kann aber ein ansehnliches Loch in den Spaß reißen und kann vor allem wiederkommen, auch bei lauter Musik, wurde vielleicht sogar von lauter Musik angezogen. Tür auf, einer rein, nächster sein. Tür auf, selber rein, "Grüß Gott, Herr Kassierer! 'Oh' das ist aber nicht billig, mein Geldbeutel sitzt nicht mehr so sprungfreudig in meiner Tasche, ist etwas lichtscheu geworden bei der Warterei da draußen, denkt wohl, es ist überall so kalt auf der Welt." "Das ist ganz normal, das legt sich, mein Frollein. Treten sie ruhig näher, hier ist laute Musik, gute Laune, lauter liebe Leute! Man bekommt hier noch was geboten für sein sicher sauer verdientes Geld, kommen sie herein. Hihi haha hoho huhu!"

Alexandra trat ein und war nicht belogen worden. Licht, Leute, laute Musik, ihre Sinne konnten nicht viel damit anfangen oder auch zuviel die ersten Momente. Zunächst kein bekanntes Gesicht, das die Menge ein bißchen geordnet hätte, bis sie die Bar entlangfuhr mit den Augen und zwei Menschen über Bier entdeckte, die sie auch schon über Kaffee gesehen hatte. Sie steuerte direkt darauf zu als wäre sie lange fortgewesen und sah zum ersten Mal nach vielen Jahren jemanden aus der Heimat an einem wildfremden Hafen. Sie verscheuchte diese Gedanken mit einer hastigen Handbewegung, weil sie ihr zu theatralisch waren. Aber die Verhältnisse verschieben sich eben beim Warten.

Tom sah sie als erstes und mußte hinter vorgehaltener Hand lachen. Der Baßmann wurde aufmerksam und sein Gesicht war eine Zeitlang nicht schlüssig, welchen Ausdruck es annehmen sollte, dachte aber irgendwann wohl, daß man hier nur versuche sich zu amüsieren und daß man nichts zu verlieren habe. Zurückfallen auf eine nicht vorhandene Lehne, ein Meister der Pantomime.

"HallowiegehtsdankegutunddirhättestwashörenlassenkönnenvondirwasmachtstdudieganzeZeitundsonstsowiegehts"

"Ich geh mal schnell darüber", sagte Tom und nahm sein Weizenglas.

Um Zeit zu gewinnen, bot er ihr den nun freien Hocker an.

Um Zeit zu gewinnen nahm sie sehr umständlich darauf Platz, bedankte sich und starrte zu dem gestreßten Barmann sehnsüchtig, aber insgeheim hoffend, nicht zu schnell seine Aufmerksamkeit zu erregen. Was hatte man sich wirklich noch zu sagen? Die Band hatte noch nicht begonnen zu spielen.

Pandarei mußte nicht mehr weit fahren, um aus dem Wald herauszukommen und auf flaches Land zu gelangen. In nicht allzu großer Entfernung tauchte ein hell erleuchtetes Theatergebäude auf, vor der sich eine große rumorende Menschenmenge versammelt hatte. Von dort wurde gesendet, der Fahrer hatte Pech gehabt. Für Pandarei tauchten nun neue Probleme auf, denn sie war nicht die einzige, die glaubte, wichtige Gründe zu haben, hineingelassen zu werden. Sie war auf einmal wieder so klein, so allein. Sie hatten eine große Leinwand aufgebaut und davor eine Bühne mit einem zwar talentierten, schnellsprechenden, aber auch nervigen Moderator darauf, der der wogenden Masse behutsam und in immer einfallsloser werdenden lockeren Sprüchen beizubringen versuchte, daß sie nichts verpassen werden, denn man habe ja Leinwände und Wahrheiten für sie aufgestellt, die sie genauestens über die Geschehnisse in der Halle auf dem Laufenden halten würden. Doch die Menge interessierte sich noch

gar nicht dafür, sondern für den Glamour, der vor dem Eingang stattfand. In einem riesigen Konvoi fuhr ein schweres Auto nach dem anderen vor und es entstiegen ihnen die größten Größen des Showgeschäfts, viel mehr als ein Durchschnittsboulevardblattkonsument auf einmal ertragen konnte und sie sahen alle in natura noch viel besser aus als auf den Hochglanztitelseiten der Magazine. Es

wurde getobt und geschrien, sich die Kleider vom Leib gerissen. Viele wilde Wachmänner waren glücklich, endlich einmal zum tieferen Sinn, zur wahren Ausübung ihres Berufs durchstoßen zu dürfen. Sie prügelten, stachen, schossen und hetzten Hunde und sie waren immer die Stärkeren. Es floß Blut in schönen Strömen, das Licht der Scheinwerfer tat sein übriges. Manche hatten vergessen, wozu sie eigentlich gekommen waren, sie feierten eine wilde Splatterparty, hielten ihre abgebissene oder abgehauene linke Hand in der rechten und tanzten wild um einen brennenden Wachmann mit Hund, der zu Boden gestürzt war. Die Gewalt, die man sich antat, war äußerst nett und kameradschaftlich gemeint. Man feierte gemeinsam, einmal im Leben muß es das geben.

Pandarei stand hilflos inmitten des ganzen Trubels und wußte nicht, was sie tun sollte. Neben ihr stand ein junger Mann, der in seine Augenhöhle griff und sich mit großer Konzentration das linke Auge entfernte. Souverän warf er es auf eine Hollywoodschönheit, die gerade untergehakt mit einem sehr zerknitterten Schauspieler auf dem roten Teppich dem Eingang zustrebte. Sie trug ein langes weißes Kleid, worauf das Auge natürlich sofort sehr häßliche Flecken hinterließ. Kurz übertönte ihr schriller Schrei sogar das Gebrüll der Masse. Doch der alte Schauspieler mit dem Alufoliengesicht bückte sich und hängte ihr das Auge an einen Ohrring, der neben ihrem ratlos fragenden Gesicht pendelte. Lächeln erwidernd hakte sich wieder unter und sie setzten ihren Weg fort, dabei fiel das Auge auf ihre Schulter, zu Boden. Begeisterung. Applaus, Applaus, Applaus!

Pandarei schüttelte den Kopf, sie verlor Zeit. Jemand tippte sie unsanft von hinten an, sie drehte sich um und erkannte einen Unterirdischen. Er legte einen Finger auf seinen Mund und gab ihr Zeichen, ihm zu folgen. Erleichtert folgte sie. Als sie ein Stück weit die Straße entlang gegangen waren, sah sie einen geöffneten Kanaldeckel. .

Sie nippte an einem kleinen Cola.

"Es ist ziemlich laut hier. Hast du nicht Lust rauszugehen, damit wir uns ein bißchen unterhalten können?" brüllte er, sehr nahe an ihrem Gesicht.

Sie schaute ihn leicht entsetzt an. Sie hatte sehr viel Geld bezahlt für diese Band, die noch keinen Ton gespielt hatte und sie hatte auch viel Geld für ein Cola ausgegeben, von dem sie gerade einen kleinen, kaum der Rede werten Schluck genommen hatte!

"Wieso gehen wir nicht zu mir und schauen ein bißchen fern? Oder kannst du dir an einem Abend wie diesem etwas Tragischeres vorstellen als Fernseh zu schauen?" schlug sie vor.

Der Weg zu Fuß war nicht allzu weit, also konnte man es wagen. Sie verließen die Lokalität.

Man hatte ihr einen Bauarbeiterhelm mit einer kleinen Lampe auf der Stirn aufgesetzt, denn es war dunkel da unten, schmutzig und es stank. Ihr weißes Kleid wurde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Ungeschickt nur konnte sie mit ihrem Begleiter Schritt halten. Jäh hielt er inne, gebot ihr, still zu sein, griff rasch in eine vorbeilaufende Brühe und holte eine prächtige, braune Ratte hervor, die ihr grausames Schicksal wohl vorahnend sehr unruhig zuckte. Er biß ihr genüßlich den Kopf ab, schloß die Augen und war kurz die Seligkeit in Person. Doch dann bot er der angwiderten Pandarei nervös ein Stück an von seiner Mahlzeit seine Unhöflichkeit erst bemerkend. Pandarei hatte den Eindruck, daß er leicht beleidigt weiter aß, als sie ablehnte. Auch setzte er den Marsch mit erhöhter Geschwindigkeit fort.

Pandarei verlor die Orientierung, sie hatte das Gefühl schon mehrere Kilometer unter der Erde gewandert zu sein und immer neue Abzweigungen taten sich auf. Fast mutmaßte sie, ihr Führer habe auch keinen Plan mehr und er bewege sich nur deswegen so schnell, um sie nicht zu beunruhigen.

Doch dann tauchte eine Leiter vor ihnen auf und die Leiter führte nach oben in einen größeren, wenn auch immer noch kleinen Raum, der eine Tür besaß. Der Unterirdische schaute sie an, als wollte er

ihr sagen, daß er ihr nur bis hierher helfen könne und daß sie fortan allein zurechtkommen müsse. Sie

atmete tief die Würde dieses Augenblicks. Er klopfte ihr schwerfällig auf die Schulter und überließ sie ihrem Schicksal.

Ein langer, enger Gang, eine weitere Türe. Sie kannte das irgendwoher. Sie waren sich schon einmal begegnet im Traum. Der große, dunkle Konzertsaal, die hell erleuchtete, leere Bühne mit dem Holzboden, den Brettern, die die Welt bedeuten. Leer bis auf Plenten, einem Elvis, der in der Ecke saß, zufrieden eine Banane schälte und die Umgebung abgeschaltet hatte. Pandarei ging langsam auf ihn zu, doch er zeigte keine Reaktion auf irgendwas im Raum.

Aus anderer Richtung näherten sich ebenfalls Schritte und eine laute Stimme rief: "Es ist Zeit für uns zu gehn, das ist der wahre Plan zehn, mein Kleiner." Das sich anschließende Lachen klang genauso siegesbewußt.

Vollkommen widerstandslos ließ sich Plenten von Nobnoj abführen. Pandarei beobachtete das immer noch im Dunkeln ohne selbst bemerkt zu werden.

Sie benutzten den Bühnenaufgang und Pandarei folgte ihnen zugleich. In sicherer Entfernung ging Pandarei an Gängen und Türen mit Sternenaufklebern vorbei, durch das Innere, das Herz dieses kolossalen Gebäudes. Am Ende befanden sie sich wieder am Anfang. Bühne und Saal waren hell erleuchtet und festlich gerichtet, es war Show. Musik wurde gespielt und gute Laune tobte wild umher, der große Augenblick rückte bedrohlich näher. Angespannte Nervosität hinter der Bühne.

Sie lagen beide da und der Fernseher lief. Keiner konnte sagen wie, es war einfach passiert und nun lähmte er Worte, die sich schon auf der Zunge nach vorne bewegt hatten, überzog das schwere rote Ding im Mund mit Leim. Böse Sache. Kein Mensch kann richtig zu zweit Einsamkeit genießen, wenn die große weite Welt ständig durch ein Fenster frech ihre kleine, rote Schnapsnase hereinhängt. Dabei hatten sie sich solche Mühe gegeben: Viel Prominenz, viel Glanz und zum Höhepunkt, zur Jahrtausendwende hatte Nobnoj Smada, der größte Star dieses Jahrhunderts, seinen letzten Auftritt angekündigt. Ein Mensch, der wirklich wußte, wie man sich inszeniert, das mußte jeder Neid ihm lassen. Die letzten Minutensandkörner fielen durch die gigantische Eieruhr und das Jahrhundertei lag ganz fiebrig in dem kochenden Wasser und freute sich, bald herausgenommen zu werden, denn es war bereits überhart.

Und dann betrat er die Bühne und Applaus brach los von überall her, von allen Wänden und wollte nicht enden. Er ging ans Mikrofon wie ihn alle kannten und liebten - kein Mensch, der dabei war und der nicht bewegt gewesen wäre - und richtete die Worte an "Alle hier und euch zu Hause an euren Bildschirmen und Radiogeräten, hallo und ich liebe euch, ihr seid das beste Publikum, das ich je gehabt habe. Und als besondere Sensation habe ich euch heute einen Gast mitgebracht, der euch auch noch ein Liedchen trällern wird, bevor ich mich euch wieder zuwende. Viele von euch werden ihn kennen, alle werdet ihr ihn lieben. Gibt es einen besseren Moment, um der Welt zu sagen 'Ich lebe', gibt es einen besseren Moment für ein Comeback? Hier ist der lebendige, wahre und einzige Elvis!

Hier ist der Rock 'n' Roll!" Die Band begann zu spielen und Elvis Presley bestieg die Bühne und die beiden kannten ihn nur zu gut; er machte einen apathischen, fast müden Eindruck auf sie, aber sie freuten sich trotzdem.

Nebenbei schlich sich ganz heimlich, still und leise das Jahrtausend der Kreuzzüge, Amerikaentdeckungen und Mondspaziergänge zur Tür hinaus und war sehr froh, endlich wieder frische Luft atmen zu können. Es zündete sich gerade eine Zigarette an, als das neue, junge noch voller Tatendrang ankam. Sie wünschten sich beide noch viel Glück und verloren sich einstweilen aus den Augen, auch wenn manche es nicht wahrhaben wollten und von guten alten Zeiten erzählen wollten.

Elvis wollte gerade ansetzen zu singen, als ein Schrei, anders als der eines Fans, das Vergnügen trübte. Eine Frau, blond gut gebräunt in einem zerrissenen, sehr dreckigen Kleid, das einmal weiß gewesen war und das einer Braut, stürmte auf die Bühne und warf sich auf Elvis, der zu Boden

stürzte. Sie lag auf ihm und er sah so aus, als wäre ihm das alles sehr egal, was sie da mit ihm anstellten. Die beiden kannten die Frau auch, die da jetzt Elvis küßte und ihm so gleichsam Leben einhauchte. Sie wußten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Die Band spielte weiter.

Entsetzt fiel Nobnoj über die am Boden Liegenden her und riß Pandarei an den Haaren von Elvis herunter. Er macht keinen sehr gelassenen Eindruck, so wie ihn die Massen kannten und liebten.

Doch Elvis war erwacht. Er hob ein Mikrofon vom Boden auf und trat majestätisch auf Nobnoj zu. Dieser wirkte sehr klein und schmächtig und keine Worte mußte fallen, damit er Pandarei losließ. Wie ein reuiger Sünder ertrug er die Rede des Kings: "Dein Spiel ist aus, böser Nobnoj. Ich werde mich nicht mehr als dein Werkzeug mißbrauchen lassen. Du bist demaskiert und all die Menschen da draußen kennen nun dein wahres Gesicht. Sie sollen in Frieden und Freiheit auch weiterhin leben dürfen."

Man muß jetzt einschieben, daß Nobnojs Plan allein schon deswegen gescheitert wäre, weil weit weniger als gedacht Radio und Fernseher eingeschaltet hatten, zum Teil auch noch andere Programme, wo zum Beispiel eine Wiederholung von "Arsen und Spitzenhäubchen" lief. Die Leute feierten viel lieber auf der Straße trotz der Kälte. Einige hatten wohl auch ihre Videorecorder programmiert in der weisen Vorahnung, daß sie sich erkälten könnten und die nächsten Tage im Bett verbringen müßten.

Elvis sang zu großen Begeisterung aller "His Latest Flame." Nobnoj stand verstört beiseite, doch Elvis

ging wie ein guter Vater auf ihm zu und sie sangen gemeinsam. Später würde Nobnoj sagen, das sei der schönste Tag seines Lebens gewesen, jeder tanzte und lachte. Aus dem Nichts erscholl eine Stimme: "Hallo, ihr Lieben, hier ist noch einmal GUK. Ich wollte mich verabschieden. Ich kann zwar immer noch nicht sterben, jedoch weiß ich jetzt, wie ich meine Seele in einen Stein wandern lassen kann. Steine haben es gelernt, mit der Unendlichkeit umzugehen. Ich werde viele neue Freunde haben. Und meine Helfer weiß ich auch in guten Händen: Denn sie haben ihren rechtmäßigen Monarchen wiederbekommen: Dich, Plenten und du Pandarei wirst eine würdige Braut sein, um den Nachfolger zu gebären. Das ist nämlich der Grund, warum wir das ganze Theater aufziehen mußten: Vor Jahrhunderten als unten noch ein blühendes Reich war, verließ der König sein Volk, weil er sich in eine Oberirdische verliebt hatte. Von da an begann der Verfall unserer Hochkultur. Wir Computer waren mit der Lenkung des Staates gnadenlos überfordert, weil wir doch keine normalen menschlichen Gefühle haben, sondern nur einen tödlichen Verstand. Wir taten unser bestes und versagten, aber wir hatten immer Hoffnung. Doch endlich kam ein junger Mann aus Memphis und er wurde König genannt und wir wußten, wer er war und was zu tun war. Er gab seine Seele großzügig an dich ab, Plenten. Der gute Nobnoj hatte wohl auch von irgendwas Wind bekommen, wollte große Sachen drehen. Im Endeffekt war er uns aber sehr nützlich bei der Durchführung unseres Plans aber das ist eine andere Geschichte, nimm dein Volk und führe es zu neuer Blüte!"

Unterirdische kamen von überall her und huldigten ihren neuen König, doch der sprach: "Liebe Lebewesen hier auf diesem Planeten. Ich habe erkannt, wo mein Platz ist. Der Rock 'n' Roll wird oben benötigt, es darf nicht länger sein, daß die einen im Licht und die anderen im Schatten leben. Laßt uns alle gemeinsam Schwestern und Brüder werden und uns alle gegenseitig lieben und Gutes tun. Kommt herauf aus der Dunkelheit und schließt euch uns an!"

Die Rede fand großen Beifall an allen Enden der Erde. Die Menschen sahen die Wahrheit vor sich liegen, so wie einer, der seine Brille sucht, obwohl er sie bereits die ganze Zeit auf der Nase hat. Die Unterirdische lebten fortan am Licht und verrichteten all die Tätigkeiten, die den anderen unangenehm waren. Irgendwann vermischten sie sich wieder mit den normalen Menschen und war kein Unterschied mehr zu erkennen, alle waren gleich und gut. Von bösen Menschen konnte man nicht mehr berichten, von übermächtigen, neurotischen Computern auch nicht.

Sie feierten ein großes Fest und am Morgen ging die Sonne zum ersten Mal in einem Jahrtausend voller Friede, Freude und Rock 'n' Roll auf. Auf Wiedersehen!

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