Die schönsten Liebesszenen aus Friedrich Pilsners Stücken
ARCHILOCHOS: Ich kenne dich.
NEOBULE: Wer bin ich denn?
ARCHILOCHOS: Du bist der Morgentau, der am Morgen meinen Blättern
süße Schwere verleiht...
NEOBULE: Ach Archilochos.
ARCHILOCHOS: Du bist die Spinne, in deren Netz ich geraten bin und
deren schlafbringenden Biß ich herbeisehne.
NEOBULE: Wirklich?
ARCHILOCHOS: Du bist die Krankheit, die meinen Körper niederwirft
und ihn jede Medizin wieder ausspeien läßt.
(aus Archilochos)
Bedienung: Können wir nicht mit irgendwas anstoßen. Alleine
zu trinken ist so traurig.
Tochter: Soll ich mir jetzt auch ein Schorle einschenken?
Bedienung: ( zögerlich) Ja.
Tochter: Ein kleines.
Bedienung: Habt ihr nichts anderes da?
Tochter: Einen Schnaps?
Bedienung: Zum Beispiel.
Tochter: Ich muß eigentlich nüchtern bleiben, weil ich heute
Abend ganz allein bin.
Bedienung: Jetzt bin ich ja da und außerdem: Einer geht immer.
( sie bringt die Flasche mit zwei Gläsern)
Bedienung: Auf die Familie.
Tochter: Auf die Einsamkeit. (trinken)
Bedienung: Auf einem Bein steht man so schlecht. ( noch einen)
Tochter: Auf dich!
Bedienung: Auf die Zweisamkeit ( trinken). Aller guten Dinge
sind drei.
Tochter: An Kinder denke ich überhaupt noch nicht. ( schenkt ein
und trinkt sofort.)
Bedienung: Jetzt muß ich aber. - Was bin ich schuldig?
Tochter: Im Gegenteil, ich schulde dir noch was.
Bedienung: Wenn du meinst...
Tochter: Ich kann dir, wenn du Lust hast, mal die Gegend zeigen.
Bedienung: Dann sehen wir uns also wieder?
Tochter: Ganz bestimmt.
( Polizist kommt, Blumen, schlechter Anzug)
Tochter: Ach, Josef. Schöne Blumen. Ich komm gleich wieder, wart
kurz.
( Tochter und Bedienung ab, Polizist noch 1 Min. (60 sek.) im Eck
dastehend)
(aus Warten auf Dillinger)
Sie: Ich finde dich nett.
Er: Ich dich auch.
Sie: Sollen wir vielleicht wohin gehen, wo es noch netter ist?
Er: Ich könnte dich zu mir einladen. Aber bei mir steht lauter
indisches Zeug zuhause. Keine Ahnung, ob dir das gefällt. Das ist
von einem Kumpel, der steht auf so etwas, der fährt auch dauernd dahin.
Mir fehlt das Geld dazu, weil ich arbeitslos bin. Und vorher, vorher hatte
ich keine Zeit.
Sie: Indien! Ich interessiere mich sehr dafür, überhaupt
für andere Kulturen. Ich würde gerne viel reisen und ganz viele
Sprachen lernen. Aber das ist schwer: Aussprache und so.
Er: (bietet ihr seinen Arm, im Hinausgehen) Sag mal, magst du
eigentlich Musik?
(Es erklingt Musik)
Kaspar: ...möchte fast sagen, ich habe finanziell ausgesorgt. Und
da habe ich mir die Zeit genommen, Ihnen mitzuteilen, damit ich Sie verehre.
Franziska: ... daß ich Dich verehre.
Kaspar: Sie mich auch?
Franziska: Nein, du sollst „Du“ sagen!
Kaspar: Verstehe. (schmachtend) Du.
Franziska: Und wie komme ich zu der Ehre, so verehrt zu werden?
Kaspar: Also, ein so wundervoller Busen, äh busier..., also possierlicher
Mensch...
(aus Kaspar & Söhne)
( Halbdunkel. Lee und Gretl sitzen da. er nimmt ihre Hand)
Lee: Gretl, you are my Schnuckelputzl.
Gretl: Oh Lee.
Lee: Oh Gretl - Wenn ich dir einen Kuß auf den Fuß gäbe,
nicht wahr, du würdest ein wenig hinken, um ihn nicht zu zertreten.
(Musik: „Sand“, beide tanzen, zuerst vorsichtig, dann aber eng umschlungen)
(aus Kuhohr)
MOIRA: (Beginnt langsam sinnlich zu schälen.) Oh, das ist
aber heiß.
LIEBEL: Nicht nur Ihr Ei ist heiß.
MOIRA: (Beißt hinein.) Ich bekomme Lust auf mehr und ganz
was anderes.
LIEBEL: Etwas weiches.
MOIRA: Fleisch, Haut, nackt.
LIEBEL: Und Schweiß, salziger, heißer Schweiß.
THELONIA ABER: Schauen Sie, Sie sind der einzige, mit dem mir meine
Arbeit noch Spaß macht. Sie sind der einzige Normale in diesem Betrieb
hier, scheint mir manchmal.
LIEBEL: Sie schmeicheln mir.
THELONIA ABER: Manchmal habe ich sogar das Gefühl, Sie sind der
einzige Normale, den ich überhaupt kenne.
LIEBEL: Aber ich bitte Sie.
THELONIA ABER: Dauernd sind diese dummen Schranken zwischen uns, zwischen
Vorgesetzter und ...
(aus Nach uns die Nacht)
GUSTAV: Du siehst verdammt süß aus, wenn du lachst.
LORE: Ja? Du auch.
GUSTAV: Warum kommen denn die Gäste?
LORE: Bald, aber noch nicht gleich.
(Gustav steht auf, an seinem Rücken hängt ein BH.)
GUSTAV: Dann sollten wir die Zeit nutzen.
(aus Zeit ist!)
MEDEA: Ajax.
AJAX: Prinzessin, wie schön...
MEDEA: Heiß hier. Findest du nicht auch? Willst du dich nicht
erleichtern?
AJAX: In Wirklichkeit ist mir kalt.
MEDEA: Es ist aber nicht kalt. (Sie nähert sich ihm.)
AJAX: Ich weiß mich zu benehmen in der Fremde hier.
MEDEA: Wir sind allein.
AJAX: Ich bin kein Wilder.
MEDEA: Vielleicht bin ja auch ich die Fremde.
AJAX: Kein Zweifel.
MEDEA: Und sollte dir zudiensten sein. (Ajax weicht zurück.)
AJAX: Prinzessin!
MEDEA: Ja?
AJAX: Ihr habt mich gebeten, daß wir uns treffen.
MEDEA: Richtig.
AJAX: Wieso?
MEDEA: Um bei dir zu sein. (Sie jagt ihn über den Platz.)
AJAX: Aber wieso nur?
MEDEA: Um dir zu helfen.
AJAX: Mir zu helfen, aber ich...
MEDEA: Du willst mir helfen?
AJAX: Genau. (Sie bekommt ihn zu fassen.)
MEDEA: (über ihn gebeugt) Hör zu!
AJAX: Ja?
MEDEA: Ich helfe die, mir zu helfen: Es gibt eine List, wie man das
Ungeheuer überwinden kann.
AJAX: Aber wie?
MEDEA: Ganz einfach: Feßle es mit einem Wollfaden. (Sie holt
einen roten hervor und wickelt ihn um seinen Finger.)
AJAX: Einem Wollfaden?
MEDEA: Genau. Mit einem roten, dann ist es wehrlos.
AJAX: Wehrlos.
MEDEA: All seiner Kräfte beraubt.
AJAX: Schwach.
MEDEA: (steht auf) Das wollte ich dir sagen.
(aus Ajax, der kleine Held)