Annemarie Ederhoff-Kretschmar (AEK) im Gespräch mit Servatius Fürutter(SF):
AEK: Es ist schwer, nach all dem noch Worte zu finden.
SF: Das verstehe ich.Alles, was ich jemals getan habe, ist aus
Liebe, ja aus Liebe zu den Menschen geschehen und ist es zuviel verlangt,
wenn man ein bißchen Respekt dafür will, ha?
AEK: Dabei steckt darin eine Tiefe, die ich nicht einmal in Gedanken
auszuloten wage.
SF: Ja, ist es vielleicht ein Verbrechen, wenn ein Mann, der
zwei kleine Kinder zur Welt gebracht hat, wenn so einer "mal einen Blick
auf den Kontoauszug wirft"?
AEK: Das erinnnert mich ganz frappierend an meine Anfänge
als Dramatikerin bzw. an die frühe Zeit beim ORF. Und das - grade
Sie als Mensch und Tierfreund - Sie besitzen zwei Hunde...
SF: Drei.
AEK: Also gut, drei - Sie verstehen das und schließlich
war das ja auch der Grund, warum Sie einen Pilsner wählten.
SF: Die Worte, der Text, die Spur, möchte man sagen. Wer,
wenn nicht ich, wichst denn da auf der Bühne? Das ist kein längst
verstorbener Pilsner, das ist mein Name, das ist mein Sperma, die diese
Bretter benetzen.
AEK: Und eben weil Pilsner nicht den Weg eines Konflikts zur
Lösung zeigt. Das Recht des Kunstschaffenden sowie Wollenden auf die
Vergärung seiner oder ihrer inneren Unfertigkeit zum dramatischen
Fragment, welches den Zuschauer am Ende (sofern es ein solches überhaupt
gibt - geben darf) alleine läßt, konfrontiert mit dem abgebrochenen
künstlerischen Prozess anstelle eines ausgereiften Werkes, dazu aber
nichts, absolut nichts als eine geradezu entzückende Wärme, ein
unendliches Entgegenkommen ins eigene Ich und sogar weit darüber hinaus.
Phantastisch, aber fast sogar schon blasphemisch.
SF: Aha. Genau.
AEK: Zurück zu Ihnen, zu dem Schlag in Ihr Gesicht. Wieviel
muss in einem solchen Augenblick - Sie sind verheiratet - der Rückzug
ins Eigene, ins Private als Stütze, als Mutmacher herhalten!
SF: Sehr richtig. Sex ist immer wichtig. Das kann nur ein Volldepp,
ein Riesenarsch leugnen. [...]