Zugegeben, der Name Servatius Fürutter
klingt nicht in allen Ohren gleich gut, aber ist das denn verwunderlich
bei einem, der seit Jahren versucht, seine eigene Theatervision zu verwirklichen?
Man denke nur an seine gewagte Faustinszenierung am Pirmasenzer Staatstheater,
wo er das Geschehen in eine Bauernfamilie zur Jahrhundertwende verlagerte.
Damit macht man sich in unserer starren Theaterkultur nicht nur Freunde.
Das wußte jeder. Trotzdem wurde er vom Direktor unsreres hiesigen
Schauhauses eingeladen, das nicht leichte Stück "Geilana" des Autors
F. Pilsner auf die Bühne zu bringen und nicht jeder hatte ein gutes
Gefühl dabei. Auch trugen Äußerungen des Regisseurs wie,
er werde "diesen Spießern mal zeigen, wo der Bartel den Most holt"
oder "Ich bin halt so, ihr kennt mich doch alle am A..." nicht zur Beruhigung
der Gemüter bei.
Aber gut, nun ist die Arbeit getan und die Stadt blickte voll gespannter
Erwartung der Premiere am 15. Juni entgegen, als urplötzlich und unglaublich
die Meldung in der Redaktion einging, das Stück sei abgesagt, ganz
einfach ersatzlos vom Spielplan gestrichen.
Interessanterweise ließ sich trotz tiefsten Nachbohrens kein
wirklich Verantwortlicher finden. Wie immer sind unter der Hand, inoffiziell
ans Tageslicht getragene, mündliche Informationen unsere zuverlässigste
Quelle. Es gehe einfach nicht an, daß da Männer auf offener
Bühne masturbieren würden, heißt es da, das verletze die
Gefühle zu vieler usw. Also nichts Neues.
Wir meinen, das ist doch keine Art, mit Künstlern, wie Servatius
Fürutter zweifellos einer ist, umzugehen. Das wirft kein gutes Licht.
Aber was will man machen, unser Ruf verhallt sowieso in der Wüste,
oder? Wir wissen: Es wird wieder andere geben, die unverstanden weiter
ziehen und es wird auch welche geben, die unverdient so viel Beifall ernten,
"daß man kotzen möchte", um es noch einmal mit Fürutter
zu sagen. Mach weiter, guter Mann, du bist nicht allein!
Josef Reiber