Wirtschaft
„Wenn´s einmal anfängt, hört´s nicht mehr auf“,
sagte der Alte und ich saß immer noch da und hörte der schlechtesten
Musik der Welt zu.
Warum ich das tat? Ganz einfach: Mir wurde die Zeche gezahlt. Zumindest
hoffte ich, daß er das machen würde. Deswegen hörte ich
ihm zu.
Damals. Als ich noch in Diskotheken ging, blieb man auch. Schließlich
hatte man Eintritt bezahlt und wollte in ihrer Nähe sein, spätestens
beim Rausgehen, das noch so unendlich fern lag.
Wenn man demjenigen an der Kasse zehn Mark gegeben hat und – sagen
wir mal – fünf Bier schafft, dann wäre jedes zwei Mark teurer
gewesen. Das war nicht gut, aber akzeptabel.
Wie oft habe ich mir gewünscht, einfach nur ein normales Gespräch
führen zu können!
„Einmal noch mal so jung sein und das wissen, was ich heute weiß!“
Nach diesen Worten ging es bei ihm los. Er mußte aufs Klo. Nicht
schlecht für sein Alter, sieben Weizen und zum ersten Mal heute abend.
Nicht schlecht.
„Was würde ich wohl nun tun, wenn ich das wüßte, was
er weiß?“
Ich verzeihe mir diesen Gedanken in der Pause, in der ich allein war,
gerne, denn ich hatte gut mitgehalten. Ich hatte zwar meine Blase bereits
mehrmals erleichtert. Das tut gut, das Rausgehen, wie gesagt. Aber alkoholtechnisch
hatte er mir gegenüber nicht den geringsten Vorsprung, höchstens
finanziell, noch.
Er blieb länger aus, als ich erwartet hätte. Bei seiner Rückkehr
hatte er einen glasigen Blick und die Spitzen seines ergrauten Haupthaars
glänzten feucht im Kerzenlicht.
Ich erschrak und rechnete im Kopf schon mal sieben.
„Weißt du, Bub, im Alter verträgt man zwar mehr, aber man
büßt es auch um so mehr.“
Das war einer jener Augenblicke, in denen ich wußte, daß
ich etwas gelernt haben sollte fürs ganze Leben.
Ich schaute mich nach einer Fluchtmöglichkeit um.